Leichtathletik: DM-Countdown

Höhenjäger

Recklinghausen. Stabhochspringer Raphael Holzdeppe könnte einer der Stars der Titelkämpfe in Recklinghausen werden. Weltrekordler in der U 20. Neben Training, Wettkampf und Hausaufgaben bleiben die Freunde nicht auf der Strecke
 
WAZ Vest, 10.06.2008, Sven Krause

Recklinghausen. Stabhochspringer Raphael Holzdeppe könnte einer der Stars der Titelkämpfe in Recklinghausen werden. Weltrekordler in der U 20. Neben Training, Wettkampf und Hausaufgaben bleiben die Freunde nicht auf der Strecke
Es gibt so Momente im Leben eines Trainers, da weiß er auf den ersten Blick: dieser Athlet könnte mal ein Weltklassemann werden. Bei Andrej Tiwontschik ist dieser Moment gute vier Jahre her. Da sah der Bronzemedaillengewinner im Stabhochsprung bei den Olympischen Spiele von 1996 in Atlanta Raphael Holzdeppe zum ersten Mal springen. Seit diesem Tag ist das Duo ein Team. Ein echtes Erfolgsteam.

Schritt für Schritt hat sich Holzdeppe in diesen vier Jahren gewandelt. Vom hochtalentierten, aber noch leicht schüchternen und verschämt dreinblickenden Stabhochspringer zum neusten Erfolgsmodell der deutschen Stabhochsprungszene. Quasi zum Danny Ecker von morgen. Dabei ist der Halleneuropameister von 2007 noch lange kein Auslaufmodell. Doch bereits in dieser Hallensaison kratzte der junge Mann aus Zweibrücken an der Phalanx der etablierten Stabhochspringer.

Die große Konkurrenz  findet er allerdings gar nicht so schlecht. „Da kann ich bei jedem Wettkampf sehen, woran es bei mir noch hapert und wie erfahrene Athleten wie Danny Ecker oder Björn Otto mit schwierigen Situationen umgehen. Dann schaue ich, was ich mir abgucken kann und was mir weiterhilft.” Mit den Augen stehlen und damit eigene Schwächen zu Stärken machen. Diese schnelle Aufassungsgabe und seine fast professionelle Einstellung im Training zeichnen für Tiwontschik seinen Top-Nachwuchsathleten aus. „Neben einer immensen Grundschnelligkeit ist es diese Lust am Springen. Dazu kommt ein großes Bewegungstalent. Der Raphael bringt alles mit, um ein Großer zu werden.”

In der U 20 führt weltweit kein Weg mehr an ihm vorbei. Bei einem Hallen-Länderkampf in Halle überquerte Holzdeppe 5,68 Meter. Im zarten Alter von 18 Jahren. Damit stellte er einen neuen U 20-Weltrekord auf. Keine ganz schlechte Visitenkarte für den bodenständigen Typ aus Zweibrücken. Denn neben sechs Einheiten Training in der Woche verpackt er auch das Pensum am Gymnasium ohne Probleme. Und die Zeit für Freunde oder ein gepflegtes Basketballspiel nimmt er sich auch. Sofern es der Terminkalender zulässt. „Im Sommer ist das schwieriger. Samstags sind meistens Wettkämpfe, bei denen wir über Nacht weg sind. Aber wenn die Zeit dazu ist, dann gehe ich gerne mit meinen Freunden raus.”

Spaß ist ein gutes Stichwort. Seit seinem zehnten Lebensjahr ist Holzdeppe dem Stabhochsprung verfallen. „Stabhochsprung ist immer anders und macht gerade deswegen einen Riesenspaß.” Spaß, der bei Holzdeppe auch als Antistresstherapie wirkt. Anders ist es wohl kaum er erklären, dass er sich mit seinem Trainer am frühen Mittwochmorgen in den Wagen setzt, in Cottbus bei einem topbesetzten Meeting springt und donnerstags wieder die Schulbank drückt.

Doch so ist Raphael Holzdeppe. Der deutsche Höhenjäger der jüngsten Generation.