Fachleute äußern sich über die Möglichkeiten für die hiesige Sportszene.

Ein Familienstadion mit viel Flair

Vest, 11.06.2008, Rupert Joemann
Recklinghausen. Noch 44 Tage bis zur Junioren-DM. Die WAZ Joemann sprach mit Leichtathletik-Fachleuten aus dem Kreis über die Veranstaltung.
Michael Wessing (Recklinghausen/Speerwurf-Europameister 1978): „Eine solche Veranstaltung kann Ansporn und Motivation für den Nachwuchs sein. Es ist aber wichtig, möglichst viele Schulen anzusprechen, damit eine große Zahl Kinder sich die Meisterschaft anschaut. Sie werden dann merken, dass Leichtathletik im Stadion etwas ganz anderes ist als im Fernsehen. Ich werde vielleicht auch hingehen, um einfach mal wieder alte Bekannte zu treffen. Neben den Schulen müssen auch die umliegenden Vereine eingeladen werden. Das ist natürlich mit Arbeit verbunden. Doch durch die Übungsleiter erreicht man eine sehr breite Masse.”

Andreas Niedrig (Oer-Erkenschwick/erfolgreicher Triathlet und Buchautor): „Es ist eine tolle Chance, dass junge Menschen sehen können, welche Leistungen andere Jugendliche erbringen. Die DM ist ein richtiges Schmankerl für die Region. Ich kann leider nicht hingehen, weil ich mich auf die WM vorbereiten muss. Ich hätte mir die Wettkämpfe aber gerne mit meinem Sohn angeschaut, der jetzt seine ersten beiden Läufe absolviert hat. Wenn man die Schulen mit einbindet, kann die DM auch für einen Aufschwung der Leichtathletik im Kreis sorgen. Beispielsweise könnten Teilnehmer aus der Umgebung gezielt in Schulen gehen und über ihre Erfahrungen sprechen.”

Eike Schulz (Herten/ZDF-Sportreporter): „Es ist eine tolle Sache für die Region. Eine Deutsche Meisterschaft ist immer ein Highlight, auch wenn es sich um die Jugend handelt. Man muss aber schauen, wie die Titelkämpfe finanziert werden. Der Stellenwert der Leichtathletik ist nicht mehr so hoch wie noch vor Jahren. Zudem fehlen bekannte Gesichter und es gibt die Doping-Diskussionen. Entscheidend ist, wie gehen Sponsoren und Mäzen damit um. Das Hohenhorst-Stadion ist tein herrliches Familienstadion mit einer besonderen Atmosphäre. Die Rasenfläche auf der Gegengeraden eignet sich wunderbar zum Spazieren und Hinsetzen. Ich kann nicht kommen, weil ich kurz darauf nach Peking zu den Olympischen Spielen fliege und mich vorbereiten muss. Eine positive Wirkung wird nicht unmittelbar auftreten, aber wahrscheinlich längerfristig. Von der WM in Stuttgart 1983 hat die deutsche Leichtathletik zehn Jahre gezehrt.

Frank Busemann (Recklinghausen/Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 96): „Es wäre verwerflich, eine solche Meisterschaft nicht in ein so tolles Stadion zu holen. Die Veranstaltung muss medial gut vermarktet werden, dann wird sie sicher ein Erfolg. Es ist absolut ein Höhepunkt für die Region. Die Wege sind für die Leute kurz, das ist von Vorteil. Ich kann leider nicht hingehen. Wir kriegen in den Tagen Nachwuchs. Und wenn ich beruflich nicht in Damp bin, bemuttere ich zuhause meine Frau. Mit Leichtathletik kann jeder etwas anfangen. Jeder Schüler hasst zum Beispiel die 1000m-Läufe, jeder kann sie aber nachvollziehen. Die Leistungen sind genau messbar. Beim Fußball kann man 3:0 gewinnen und dennoch die schlechtere Mannschaft gewesen sein. Das geht bei der Leichtathletik nicht.”