Leichtathletik: DM-Countdown Dopingkontrollen

Streng geheim

Vest, 17.06.2008, Andreas Rorowski
 
 
Es wird getestet in Recklinghausen. Welchen Kontrolleur er schickt, verrät der DLV ebenso wenig wie die Zahl der geforderten Proben. Der Countdown zur DM: Noch 39 Tage
 
Als Doping gilt gemeinheim die Einnahme von unerlaubten Substanzen oder die Nutzung von unerlaubten Methoden zur Steigerung der sportlichen Leistung. Differenzierter ist die seit dem 1. Januar 2004 gültige Doping-Definition der Welt Anti-Doping Agentur WADA, die in den Artikeln 1 und 2 des World Anti-Doping Codes zusammengefasst ist.

Recklinghausen. Vieles im Sport dreht sich um Zahlen. Auch und gerade in der Leichtathletik. Wie hoch, wie weit, wie schnell? Darauf kommt es auch bei der 65. Junioren-DM in Recklinghausen an. Wie oft und wieviel sind allerdings Fragen, die nur im verborgenen erötert werden. Jedenfalls dann, wenn sie sich um das Thema Dopingbekämpfung drehen. Wieviele Athleten am 26./27. Juli im Stadion Hohenhorst zur Dopingprobe erscheinen müssen, ist eines der bestgehütetsten Geheimnisse im Vorfeld der DM.

Werner Metz kennt die Zahl. Aber der Fachbereichsleiter Sport bei der Stadt Recklinghausen wurde ebenso wie alle anderen „Geheimnisträger” vergattert. „Ich darf nichts sagen.” Auch der Name des am DM-Wochenendes zuständigen Dopingkontrolleurs ist keine öffentliche Angelegenheit. Vermutungen darüber werden im raunenden Flüsterton angestellt, so als ginge es um den Erwerb von Bückware in Notzeiten. Die drei Erstplazierten sowie ein oder zwei andere Athleten pro Disziplin müssen bei nationalen oder internationalen Wettbewerben in der Regeln zur Dopingkontrolle erscheinen. Der Sieger sowie ein ausgloster weiterer Akteur könnten es bei der Junioren-Meisterschaften sein. Bei 37 Entscheidungen wären das 74 Dopingproben an zwei Tagen. Wir werden sehen.

Allein 1000 Trainingskontrollen nahm die NADA 2006 in der Leichtathletik. Insgesamt befanden sich etwa 1500 Athleten im Kontrollsystem des Deutschen Leichtathletik Verbandes. Der Internationale Leichtathletik Verband (IAF) zählt im Vorjahr 3277 eigene sowie weltweit weitere 20 000 Kontrollen in der Leichtathletik. Dabei habe es 55 positive Fälle gegeben.

Transparenz ist wichtig bei der Dopingbekämpfung. Die Nationale Doping Agentur (NADA) hat natürlich ein Internet-Portal, der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) schickt über seine Anti-Doping-Koordinationsstelle monatliche Newsletter in die virtuelle Welt. Aufklärung spielt eine große Rolle: für Athleten und die Öffentlichkeit. Aber wenn es um die Fahndung nach Dopingsündern geht, dann wird es ganz und gar sprichwörtlich: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.” Nur soviel ist in Sachen Dopingtests vorab zu erfahren. Gastgeber Recklinghausen und der DLV haben sich bei mehreren Treffen darauf geeinigt, die Kontrollen in einem Raum zwischen Sprecherkabine und Cafeteria im Stadion Hohenhorst durchzuführen, der Flur wird dabei als Wartezimmer dienen.

Die wichtigsten Ausstattungsgestände: zwei verschließbare Kühlschränke. Einer für die Proben, ein anderer für verplombte Getränke, die den Athleten gereicht werden. Geöffnet werden die Getränke nur unter Aufsicht einer Begleitperson, die im übrigen auch den Athleten bis zur Abgabe der Urinprobe nicht aus den Augen lassen darf.

„Das ist ein ziemlicher Aufwand, der bereits bei den Junioren betrieben wird”, sagt Werner Metz, der sich schon im Vorjahr beim Besuch der Junioren-DM in Hannover über die DLV-Maßnahmen gewundert hat.

Sieben aktuelle Dopingsperren gibt es derzeit im Bereich des Deutschen Leichtathletik Verbandes (DLV). Zwei betreffen Nachwuchsakteure.