Leichtathletik - DER DM–Countdown: Noch 24 Tage

Ein ganz besonderer Duft

Vest, 01.07.2008, Sven Krause
 
 
Das Stadion Hohenhorst ist das sportliche Schmuckkästchen Recklinghausens. Vor den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften hat sich die WAZ auf Entdeckungstour durch das Stadioninnere gemacht.
Recklinghausen. 14.23 Uhr. Erste Station: Büro des Stadionwarts.  Los geht's. Direkt neben dem Haupteingang liegt das eigentliche Kontrollzentrum. Neben vielen Schalttafeln, mit denen die Flutlicht-, die Lautsprecheranlage und die komplette Elektronik gesteuert werden, findet sich hier versteckt in einem Hinterzimmer die Fundgrube. Eine wahre Schatztruhe des Stadions – gefüllt mit vergessenen Regenjacken, Schirmen, Laufschuhen und Trikots.

14.32 Uhr. Katakomben. 20 Stufen hinab bis in den Bauch des Stadions. Dann öffnet sich eine Tür. Sofort schlägt mir dieser Geruch entgegen. Diese typische Mischung aus Schweiß, Duschgel, abgestandener Luft und altem Metall. Plötzlich fühle ich mich wieder wie zu Hause, obwohl mein letztes Training zehn Jahre zurückliegt. Was einem hier in Nase strömt, ist unvergesslich. Doch irgendetwas stimmt nicht. Auf den zweiten Blick sehe ich sie - die feuerfesten Türen, die alle 50 Meter eingebaut wurden, geben dem Gang ein neues Gesicht. Das Gefühl der großen Weite ist weg, der lange Gang gestückelt. Die Feuerschutztüren erinnern eher an einen Hochsicherheitstrakt.

14.38 Uhr. Auf dem Weg in die Kabine des FC 96. Lang ist der Gang zur Umkleide der Fußballer. In den Gitterschränken am Rand lagern Speere, Kugeln und Diskusscheiben. Ein paar Meter weiter dominieren bei den Fußballern leere Bier- und Wasserkisten sowie platte Bälle. Die Atmosphäre ist düster, aber vertraut.

14.41 Uhr. Willkommen beim FC . Gespannte Erwartung. Als Leichtathlet und Journalist betrete ich erstmals eine Fußballerkabine und bin – überrascht. In den Vereinsfarben grün und gelb lackiert, strahlen die Wände frischer und freundlicher als in den anderen Kabinen. Dazu lächelt Christina Aguilera von der Wand und sorgt für ablenkende Reize während der Halbzeitansprache. Im Waschraum folgt aber wieder die Ernüchterung. Das Ermüdungsbecken ist in den Ruhestand versetzt worden und dient nur noch als Abstellfläche.

14.46 Uhr. Der Kraftraum. Wieviel Liter Schweiß hier geflossen sind – man mag es kaum schätzen. Die verblichene Schrift der Kraftraumordnung, die heruntergekommenen Fitnessgeräte – an beiden hat der Zahn der Zeit erfolgreich genagt. Ein Trimmrad - scheinbar aus den Tagen der Eröffnung - und die Hantelstangen rosten vor sich hin.

14.53 Uhr. Ab in die Technik. Auf diesen Raum habe ich mich gefreut. Einst standen hier unübersehbar meterhohe Wasserbehälter und Pumpen. Doch heute? Keine Spur mehr von den beeindruckenden Riesen. Ein paar Ventile, ein kleiner Tank für die Berieselungsanlage und einige Pumpen – mehr ist von dem einst surrealistischen Szenario nicht übrig. Schade, dass ausgerechnet hier der Fortschritt hat Einzug gehalten hat.

15.04 Uhr. Endlich wieder Tageslicht. Auf zum Geräteschuppen. Ein paar Meter bergan geht es weiter in Richtung Marathontor. Dort stehen sie: drei Garagen, die den Leichtathleten schon ewig als Geräteschuppen dienen. Ein erster Blick hinein. In einer Ecke leuchten wie frisch poliert die neuen Startblöcke. Daneben liegt das Vorgängermodell. Jetzt ist es nur noch während des Trainings im Einsatz. Dazu stapeln sich ungezählte Harken, Besen, Schaufeln, Hochsprung- und Stabhochsprungstangen. Alles, was ebenso nötig ist, um eine Leichtathletik-Meisterschaft auszurichten.

15.12 Uhr. Der Sanitätsraum lockt. Auf halbem Weg zwischen Sprecherkabine und Cafe´teria liegt der Sanitätsraum. Die Örtlichkeit, die kein Sportler gerne sehen will. Der aber, den Gerüchten nach, für die Deutschen Juniorenmeisterschaften unverzichtbar ist. In seiner Abgeschiedenheit sollen die Dopingkontrollen abgenommen werden.