Glänzende Ansichten
Leichtathletik - DM-Countdown: Noch 2 Tage

Glänzende Ansichten

Vest, 24.07.2008, Sven Krause
 
 
Aus Menden kommen die Medaillen, die sich die Erstplatzierten bei der Junioren-DM umhängen lassen. 129 Stück wurden mit dem Stadtwappen Recklinghausens geprägt. Materieller Wert: Fünf Euro.
 
Recklinghausen. Sie sind hauchdünn, auf der Vorderseite schmückt sie ein Wappen der Stadt Recklinghausen, und dank einer professionellen Galvanisierung glänzen sie verführerisch golden, silbern oder bronzen in der Sonne. Sich mit ihnen zu brüsten, ist der große Wunsch der 668 Athleten, die ab Samstag im Stadion Hohenhorst in Recklinghausen bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften an den Start gehen. Einmal eine Medaille um den Hals gehängt zu bekommen – ein Traum, der sich für einen Großteil der Sportler in Recklinghausen nicht erfüllen wird.

Der materielle Wert der 129 Medaillen liegt bei lediglich fünf Euro Fertigungskosten pro Stück. Der ideelle Wert, den die Aktiven mit ihnen verbinden, ist allerdings gar nicht hoch genug einzuschätzen. Unschätzbar sozusagen. Angesichts dieser Kostbarkeiten weiß Christiane Geiseler vom Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen sehr genau, dass sich der Wert ihres Wagens, mit dem sie die Medaillen heute aus Menden abholen wird, vervielfältigen wird. „Aus ideellen Gesichtspunkten ist mein Auto dann unbezahlbar”, sagt sie.

Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Medaillen noch Eigentum der Firma Kissing in Menden. Bereits seit 1850 beschäftigen sich die Sauerländer mit der Anfertigung von Medaillen und Plaketten. Hatte sich der Firmengründer einst auf Kirchenmotive und Medaillen für Wallfahrtsorte beschränkt, so finden sich inzwischen Sportmedaillen oder Karnevalsorden im Katalog wieder. Für Verkaufsleiter Stefan Breuer ist das kein Widerspruch. „Medaille ist Medaille. Ganz gleich, ob da ein karnevalisitisches, ein religiöses oder ein sportliches Motiv drauf ist. Außerdem ist für jeden, der sie bekommt, der ideelle Wert höher als der materielle”, meint Breuer.

Rund eine Woche dauert es, bis aus der Rohfassung auf dem Papier eine entsprechende Plakette wird. Zunächst wird das Motiv ausgesucht. Im Falle der Juniorenmeisterschaften Recklinghausens ist es das Stadtwappen. Im nächsten Schritt wird die Datei in einen Laser eingespeichert, der sie im Prägewerk einbrennt. In dieses Werk kommen die hauchdünnen Messingplatten. Durch tonnenschweren Druck wird das Motiv eingeprägt.

Es folgt der Feinschliff: Aus eckigen Anfangsstadien wird eine typische runde Form. Letzter Arbeitsschritt ist die Galvanisierung. Breuers Fazit: „Danach glänzen sie schon golden, silbern oder bronzen und warten nur noch auf ihre Träger.”

Formschöne Medaillen aus Menden hatten im Laufe der vergangenen Jahre die erfolgreichen Läufer beim Ruhrmarathon und diverse Top-Schwimmer um den Hals. Die Trophäen für die Europameisterschaften 1989 in Bonn stammten aus dem Hause Kissing. Für die Prägung der Medaillen zur Leichtathletik-WM 2009 in Berlin haben die Sauerländer ihren Hut in den Ring geworfen. Da kommt ihnen die Junioren-DM in Recklinghausen als Generalprobe gerade recht.